Waren die Amerikaner auf dem Mond - oder waren sie nicht?

Der 20. Juli 1969 war der bislang größte Moment der Raumfahrtgeschichte: Mit Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin landeten erstmals Menschen auf dem Mond. 44 Jahre ist dieses Ereignis her - und mehr und mehr Menschen zweifeln daran, dass die Amerikaner im Rahmen des Apollo-Projekts wirklich zum Mond geflogen sind. Alles nur getürkt, im Studio gedreht, sagen die Kritiker, und werfen die Frage auf, warum es denn der Nasa heute so schwer fällt, erneut zum Mond zu fliegen, wenn sie es doch schon vor vier Jahrzehnten konnte.

Schon wenige Jahre nach den insgesamt sechs bemannten Mondlandungen publizierte der Amerikaner Bill Kaysing sein Buch „We never went to the Moon“, in dem er „jenseits aller Zweifel“ beweist, „dass wir niemals zum Mond geflogen sind“. Denn Strahlung und Mikrometeoriten hätten die Astronauten auf dem Mond sofort getötet. Die Aufnahmen von der Mondoberfläche seien Fälschungen, von Starregisseur Stanley Kubrick in der Wüste Nevadas und auf dem Luftwaffenstützpunkt San Bernadino gedreht.

Doch die Fälschungen seien, so Kaysing, leicht erkennbar an den unterschiedlichen Richtungen der Schatten und am Fehlen von Sternen am weltraumschwarzen Himmel. Außerdem sollten auf dem Mond Schatten tiefschwarz sein - trotzdem sind deutlich Gegenstände zum Beispiel im Schatten der Landefähre zu erkennen. Schließlich hätte die von den Astronauten aufgestellte Flagge im Wind geflattert - und dergleichen Argumente mehr.

Seit dem Erscheinen von Kaysings Buch im Jahr 1974 präsentieren er und seine inzwischen zahlreichen Anhänger diese Thesen immer wieder aufs Neue - in Büchern und Zeitungsartikeln, in Radio-Interviews und Talkshows. 20 bis 30 Prozent der amerikanischen Bevölkerung, so ist zu hören, sind heute davon überzeugt, dass niemals Astronauten ihren Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt haben.

Bill Kaysing gilt vielen dabei als Raumfahrt-Experte - schließlich habe er lange bei dem Weltraumunternehmen Rocketdyne gearbeitet, das unter anderem auch an der Produktion des Apollo-Raumschiffs beteiligt war. Das Kaysing Rocketdyne bereits 1963 verlassen hat - lange vor der Beteiligung des Unternehmens am Apollo-Projekt - bleibt zumeist ebenso unerwähnt, wie die Tatsache, dass er dort lediglich als technischer Redakteur gearbeitet hat: Kaysing hat nicht Raumschiffe entworfen, wie seine Anhänger gern glauben machen wollen, sondern technische Papiere katalogisiert.

So ist es kaum verwunderlich, dass Kaysings vermeintlich technisch versierten Argumente in Wahrheit lediglich sein technisch-wissenschaftliches Unverständnis widerspiegeln, wie etwa der amerikanische Astrophysiker Philip Plait auf seiner Website „Bad Astronomy“ erläutert. „Fehlerhaftes Denken, lächerliche Vermutungen und ein völlig falsches Verständnis von Wissenschaft“ wirft Plait seinem Kontrahenten vor und widerlegt genüsslich jeden von Kaysings vermeintlichen Beweisen.

Auch auf der Erde gemachte Fotos zeigen keine parallelen Schatten - ein Problem der Perspektive, wie jeder Zeichenschüler frühzeitig lernt: Die Richtungen der einzelnen Schatten hängen von der Blickrichtung des Betrachters ab. Hinzu kommt, dass der Mondboden uneben ist: Ein bergab fallender Schatten verläuft anders als ein bergauf fallender.

Und auch die fehlenden Sterne am nachtschwarzen Himmel sind leicht erklärt: Um Sterne auf Film zu bannen, muss man zumindest einige Minuten belichten - die Aufnahmen auf dem Mond wurden aber bei hellem Sonnenschein gemacht, mit entsprechend kurzen Belichtungszeiten von Bruchteilen einer Sekunde.

Mit seinem Argument tiefschwarzer Schatten im Vakuum des Weltalls hätte Kaysing Recht - wenn die Sonne die einzige Lichtquelle wäre. Tatsächlich aber wird auch auf dem Mond das Licht reflektiert - nicht zuletzt von der Mondoberfläche selbst - und so auch in die Schlagschatten hinein gestreut.

Die amerikanische Flagge schließlich flattert nicht im Wind - sie bewegt sich, weil sie von den Astronauten beim Aufhängen in Bewegung gesetzt worden ist. Und auf vielen Fotos sieht es lediglich so aus, als ob sie sich bewegt - weil sie wie ein Vorhang an einer Querstange aufgehängt ist.

Doch unbeeindruckt von allen Gegenargumenten wollen Kaysing und seine Gefolgsleute uns glauben machen, dass Tausende von Menschen bei der Nasa, bei Raumfahrtunternehmen, bei der amerikanischen Regierung an einer gigantischen Verschwörung beteiligt waren - und bis heute schweigen. Viele Amerikaner sind offenbar nur allzu bereit, ihrer Regierung selbst drastische Maßnahmen zur Vertuschung einer Verschwörung zuzutrauen. Das Misstrauen gegen das „Big Government“, die große Regierungsmaschine in Washington, hat in Amerika Tradition.

Da nützen dann auch klare Aussagen von Experten nichts mehr. Denn wer erst einmal an die große Verschwörung glaubt, für den gehören natürlich auch diese Experten zur Verschwörung dazu. Die Kenntnisse und das Verständnis des Einzelnen reichen nicht aus, zu entscheiden, wer im Recht ist - Glaube ersetzt folglich Wissen. Ist die Strahlung auf dem Mond tödlich? Bill Kaysing sagt ja, die Experten der Nasa sagen nein, wem soll man glauben?

Einer seiner Mitstreiter habe Neil Armstrong um ein Gespräch gebeten, berichtet Kaysing vor sechs Jahren. Armstrong habe abgelehnt, drohte gar mit der Polizei. Natürlich, weil er etwas zu verbergen hat - wer käme auf den Gedanken, der erste Mensch auf dem Mond hätte einfach kein Interesse an freundlichen Diskussionen mit Verrückten, die ihn des Betrugs bezichtigen?

Übrigens gehören auch die 20 Prozent der US-Bevölkerung, die angeblich daran glauben, dass die Mondlandungen nicht mehr als ein gigantischer Schwindel waren, zu den frei erfundenen Behauptungen der Kaysing-Anhänger. Tatsächlich belegen Umfragen von Gallup und CNN, dass lediglich sechs Prozent der Amerikaner an einen Betrug glauben.

Doch davon, wie von allen anderen Argumenten, lassen sich die Anhänger der Verschwörungstheorien natürlich nicht beeindrucken. Umfragen lassen sich schließlich vom Geheimdienst fälschen. Und Artikel wie dieser hier sind natürlich auch nur ein Bestandteil der weltweiten Desinformationskampagne.

Bildquelle: Nasa