Alle 2,6 Sekunden drehte sich der kleine Himmelskörper einmal um sich selbst

Der am frühen Morgen des 21. Januar im Havelland in der Nähe von Berlin niedergegangene Asteroid 2024 BX1 war in zweifacher Hinsicht etwas Besonderes: Es handelt sich um einen seltenen Aubrit, der aus einer speziellen Art von Gestein besteht. Und der Himmelskörper hat sich vor seinem Eintritt in die Erdatmosphäre extrem schnell gedreht. Lediglich 2,6 Sekunden benötigte 2024 BX1 für eine Rotation. Damit stellt er einen neuen Rekord für die schnellste bekannte Eigendrehung bei Asteroiden auf, schreiben Maxime Devogèle von der europäischen Weltraumorganisation ESA und seine Kollegen in einem beim Fachblatt „Astronomy & Astrophysics“ eingereichten Bericht.

Der ungarische Astronom Krisztián Sárneczky vom Piszkéstető-Observatorium hatte den lediglich einen halben Meter großen Asteroiden in der Nacht zuvor entdeckt und seine Kollegen in aller Welt alarmiert. Der Nasa gelang es mithilfe ihres Frühwarnsystems für Asteroiden, die Bahn sehr genau zu berechnen: 2024 BX1 sollte über dem Havelland niedergehen. Der Asteroid sorgte als leuchtende Feuerkugel mit hellem Schweif für eine spektakuläre Erscheinung am Nachthimmel über Berlin und Brandenburg.

Bereits wenige Tage später gelang es, zahlreiche Bruchstücke des in der Atmosphäre geborstenen Asteroiden aufzuspüren. Wie sich zeigte, handelte es sich bei 2024 BX1 um einen seltenen Aubrit. Das Gestein dieser kleinen Himmelskörper besteht hauptsächlich aus Magnesium-Silikaten. Diese Art von Gestein entsteht unter hoher Temperatur beim Zusammenstoß von Asteroiden. Bei 2024 BX1 handelt es sich also um ein Trümmerteil eines solchen Kollision.

Alarmiert von Sárneczky gelang es Devogèle und seinem Team, den Anflug des Asteroiden mit dem Spezialteleskop Trappist-Nord in Marokko zu beobachten. Die Forscher waren gerade dabei, ein neues Verfahren zur Bestimmung der Rotation kleiner Asteroiden zu testen. Die Messungen der Forscher zeigten starke Helligkeitsschwankungen von 2024 BX1 mit einer Periode von 2,6 Sekunden. Das bedeutet, so die Folgerung der Astronomen, dass der Asteroid eine sehr unregelmäßige Form besaß und sich alle 2,6 Sekunden einmal um sich selbst drehte.

„Kleine Objekte wie 2024 BX1 entstehen beim Zusammenstoß größerer Asteroiden“, erläutert Devogèle gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Dabei erhalten die Bruchstücke eine Menge Energie, die es ihnen erlaubt, sich extrem schnell zu drehen.“ Mit einer Periode von 2,6 Sekunden stellt 2024 BX1 einen neuen Rekord auf. „Je kleiner ein Asteroid ist, desto schneller kann er auch rotieren“, betont Devogèle. „Wenn wir also in der Lage wären, die Drehung noch kleinerer Objekte zu messen, würden wir wahrscheinlich auch auf noch schnellere Drehungen stoßen.“

Für die Zukunft gibt es Pläne, kleine Asteroiden für eine genaue Untersuchung – oder die Ausbeutung ihrer Mineralien – im Weltall einzufangen. Zudem sollen Asteroiden mit gefährlichem Kurs auf die Erde durch gezielten Beschuss zerstört oder abgelenkt werden. Für derartige Missionen, so Devogèle, sei es sehr wichtig, die genaue Rotation der Zielkörper zu kennen.

Bildquelle: Andreas Möller; CC BY-SA 4.0