Große Magellansche Wolke enthält zwei große Bögen aus jungen Sternen – beide weisen Richtung galaktisches Zentrum

Moskau (Russland) - In der Großen Magellanschen Wolke, einer Satelliten-Galaxie der Milchstraße, gibt es zwei große Bögen aus jungen Sternen und Sternhaufen. Bislang war es ein Rätsel, wie diese einzigartigen, regelmäßigen Strukturen entstanden sind. Ein russischer Astronom präsentiert nun im Fachblatt „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ eine Lösung: Seine teilweise auf neuen Daten basierende Analyse zeigt, dass die Entstehung der Sterne durch einen Materiestrahl aus dem Zentrum der Milchstraße ausgelöst worden sein könnte.

„Die Bögen sind Teile perfekter Kreise“, schreibt Yuri Efremov von der Staatsuniversität Moskau, „und die Sterne in ihnen sind nahezu gleich alt.“ Entdeckt wurden die seltsamen Strukturen bereits in den 1960er Jahren. Mit unterschiedlichen Ideen haben Forscher versucht, die Entstehung der Bögen zu erklären. So sollte die Strahlung junger Sternhaufen oder die Explosion eines extrem massereichen Sterns über die Bildung einer Stoßwelle die bogenförmige Sternentstehung in Gaswolken ausgelöst haben. Diese Szenarien erklären aber nicht, warum solche Phänomene dann nicht auch bei anderen jungen Sternhaufen oder Sternexplosionen auftreten.

Den entscheidenden Hinweis gibt, so Efremov, die Orientierung der Bögen: Sie sind beide in Richtung galaktisches Zentrum ausgerichtet. Dort aber gibt es ein supermassives Schwarzes Loch mit etwa der viermillionenfachen Masse der Sonne. Und dieses Schwarze Loch hat nach heutigen Erkenntnissen etwa alle zehn Millionen Jahre eine aktive Phase. Dann fällt eine größere Menge Materie in das Schwarze Loch hinein und füttert unter anderem stark gebündelte Materiestrahlen, die entlang der Magnetfeldachsen des kompakten Objekts mit nahezu Lichtgeschwindigkeit ins All rasen.

Trifft ein solcher Strahl – auch „Jet“ genannt – auf eine Gaswolke, so bildet sich eine Stoßwelle ähnlich der Bugwelle eines Schiffs. Diese Stoßwelle verdichtet das Gas und löst so die Entstehung neuer Sterne aus – und genau das, so Efremov, sei in der Großen Magellanschen Wolke passiert. Wie der Wissenschaftler zeigt, ist dieses Szenario auch in Übereinstimmung mit der Bewegung der Sterne in den beiden Bögen. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Jet eines aktiven Galaxienzentrums gerade auf eine Zwerggalaxie in der Umgebung zeigt, so Efremov, „aber wir müssen dieses spezielle Szenario akzeptieren, da alle anderer Erklärungen der Eigenschaften der Bögen noch unwahrscheinlicher sind.“

Bildquelle: Yuri Efremov