Weltraumteleskop Herschel löst Rätsel um die Herkunft des Wassers in der Hochatmosphäre des Planeten

Bordeaux (Frankreich) - Das Wasser in der Atmosphäre des Planeten Jupiter stammt überwiegend von dem spektakulären Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 im Jahr 1994. Das zeigen detaillierte Beobachtungen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Herschel. Die Messungen zeigen, dass das Wasser sich überwiegend in der südlichen Hemisphäre und in der oberen Stratosphäre befindet. Beides zeige, dass das Wasser dem Planeten durch ein einziges Ereignis von außen zugeführt wurde, so ein internationales Forscherteam im Fachblatt „Astronomy & Astrophysics“.

„Lokale Quellen würden für einen stetigen Nachschub von Wasser sorgen“, erläutert Thibault Cavalié von der Universität Bordeaux in Frankreich, „dadurch würde sich mit der Zeit eine symmetrische Verteilung in der Stratosphäre einstellen.“ Und die Abwesenheit von Wasser in niedrigeren Schichten der Jupiter-Atmosphäre zeige, dass das Wasser aus dem Weltall gekommen sei – und zwar auf einen Schlag. Über 95 Prozent des Wassers stamme von dem Kometen Shoemaker-Levy 9, schließen Cavalié und seine Kollegen.

Der Komet war im Juli 1992 bei einem engen Vorbeiflug an Jupiter zerbrochen und schließlich zwei Jahre später in die Atmosphäre des Planeten gestürzt. Die 21 großen Fragmente des Kometen hinterließen wochenlang sichtbare, bis zu 12.000 Kilometer große Narben in der Atmosphäre. Die Planetenforscher schätzen die bei den Einschlägen insgesamt frei gewordene Energie auf 650 Gigatonnen TNT, entsprechend der Sprengkraft von 50 Millionen Hiroshima-Bomben.

Der Ursprung des Wassers in der Hochatmosphäre von Jupiter und den anderen Riesenplaneten stellt die Astronomen seit knapp zwei Jahrzehnten vor ein Rätsel. Das Infrarot-Weltraumteleskop ISO war – für die Astronomen völlig überraschend – 1997 auf Wasser in den Stratosphären von Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun gestoßen. Beobachtungen mit Herschel zeigten 2011, dass der Eismond Enceladus für einen stetigen Zustrom von Wasser in die Saturn-Atmosphäre sorgt. Und auch aus den Saturnringen strömt Wasser in die Atmosphäre, wie jüngste Beobachtungen gezeigt haben.

Seit langem vermuten die Planetenforscher, dass der Komet Shoemaker-Levy für das Wasser in Jupiters Stratosphäre verantwortlich ist. Doch bislang waren die Beobachtungen nicht genau genug, um diese These zu überprüfen. „Herschel ist mit einer einzigartigen Kombination von Instrumenten ausgestattet, die uns eine dreidimensionale Rekonstruktion der Wasserverteilung ermöglicht hat“, so Cavalié. Erst die Kombination der Verteilung des Wassers sowohl in der geografischen Breite als auch in der Höhe habe es möglich gemacht, den Einschlag vor 19 Jahren als Quelle des Wassers zu identifizieren.

Bildquelle: ESA/Herschel/T. Cavalié et al.; Jupiter image: NASA/ESA/Reta Beebe (New Mexico State University)