Plasmawellen rasen mit tausend Kilometern pro Sekunde über die Oberfläche - und liefern Forschern Informationen über das Magnetfeld unseres Zentralgestirns

London (Großbritannien) - Eruptionen auf der Sonne können nicht nur hochenergetische Teilchen ins All schleudern und so geomagnetische Stürme auslösen. Sie führen auch zu gewaltigen Plasmawellen an der Grenzschicht zwischen Atmosphäre und Oberfläche unseres Zentralgestirns. Diese Sonnen-Tsunamis erreichen Geschwindigkeiten von bis zu tausend Kilometern pro Sekunde, wie Beobachtungen mit zwei Weltraum-Observatorien zeigen, über die britische Forscher im Fachblatt „Solar Physics“ berichten. Die Wissenschaftler konnten anhand der Ausbreitung der Plasmawellen neue Erkenntnisse über das Magnetfeld der Sonne gewinnen.

„Das sind seltene Beobachtungen spektakulärer Ereignisse, die uns interessante Einzelheiten über die Sonne verraten“, freut sich David Long vom University College London. Zusammen mit seinen Kollegen hat Long zwei solcher Ausbrüche und ihre Folgen anhand der Daten untersucht, die vom amerikanischen „Solar Dynamics Observatory“ und dem japanischen Sonnen-Weltraumteleskop „Hinode“ geliefert worden waren. Die Forscher interessierten sich dabei insbesondere für die Stärke des solaren Magnetfelds in der unteren Sonnenkorona.

Ähnlich wie bei irdischen Tsunamis, hängen auch Form und Ausbreitung der Sonnen-Tsunamis von der Umgebung ab, durch die sie sich bewegen. So nimmt ihre Geschwindigkeit zu, wenn das Magnetfeld ansteigt. „Auf diese Weise konnten wir zeigen, dass die Magnetfeldstärke in der ruhigen Sonnenkorona im Bereich von zwei bis sechs Gauß liegt“, so Long. Das ist etwa zehnmal stärker als das Erdmagnetfeld in Mitteleuropa, „aber zehnmal schwächer als bei einem typischen Kühlschrankmagneten“, ergänzt der Forscher.

Die genaue Beobachtung und Analyse von Phänomenen auf der Sonne ist auch für das Leben auf der Erde von Bedeutung. Denn Sonneneruptionen können zu erheblichen Störungen der Telekommunikation, zu Satelliten-Abstürzen und zu großräumigen Stromausfällen führen. „Unser Abhängigkeit von der Technik wächst immer weiter“, betont Long, „deshalb ist es wichtig zu untersuchen, wie solche Ausbrüche entstehen und zu lernen, sie vorherzusagen.“ Dazu müsse man aber das Wechselspiel zwischen Magnetfeld und Plasma nahe der Sonnenoberfläche verstehen. Die Sonnen-Tsunamis können den Forschern dabei helfen.

Bildquelle: Nasa