Forscher wollen Asteroid Psyche untersuchen – er ist vermutlich der nackte Kern eines Planeten-Embryos

San Francisco (USA) - Der Asteroid Psyche ist ein bizarrer Himmelskörper: Bei einer Größe von etwa 200 Kilometern besteht er nahezu vollständig aus Eisen und Nickel. Dieser Welt aus Metall möchten amerikanische Planetenforscher gern einen Besuch abstatten: Sie haben der Nasa vorgeschlagen, für das Jahr 2015 eine Mission zu Psyche in das Discovery-Programm aufzunehmen. Im Falle einer Bewilligung wäre eine schnelle Fertigung der Sonde möglich, da sie zu einem großen Teil baugleich mit der Dawn-Mission zum Zwergplaneten Ceres und zum Asteroiden Vesta wäre.

Die Wissenschaftler erhoffen sich aus der Untersuchung von Psyche neue Erkenntnisse über die Entstehung der Planeten. Nach den Modellen der Astronomen entstehen Planeten in einer rotierenden Scheibe aus Gas und Staub um einen jungen Stern. Der Staub ballt sich sukzessive durch Zusammenstöße und Verschmelzungen zu immer größeren Körpern zusammen. Ist ein solcher Planeten-Embryo groß genug, so „differenziert er aus“, wie die Forscher sagen: Die schweren Metalle sinken nach innen und bilden einen Kern, die leichteren Gesteine bilden Mantel und Kruste.

Bei Psyche scheint es sich um einen reinen Kern zu handeln, freigelegt bei einem gewaltigen Zusammenstoß zwischen zwei entstehenden Planeten. „Es handelt sich um den einzigen reinen Kern, den wir im Sonnensystem kennen“, betont Linda Elkins-Tanton von der Carnegie Institution for Science in Washington. „Wir wissen heute eine Menge über Gesteins- und Eiswelten – aber sehr wenig über Welten aus reinem Metall.“ So könnten Einschlagkrater auf Psyche völlig anders aussehen als auf steinigen Himmelskörper. Das schmelzende und wieder erstarrende Metall könnte zur Bildung von am Kraterrand herabhängenden „Vorhängen“ führen.

Nach den Vorstellungen von Elkins-Tanton und ihren Kollegen soll die Psyche-Sonde den Asteroiden ein halbes Jahr lang umkreisen, Bilder von seiner Oberfläche liefern, seine Schwerkraft und sein Magnetfeld untersuchen. Zunächst aber muss der Projektvorschlag von der amerikanischen Raumfahrtbehörde bewilligt werden. Nach Schätzungen der Wissenschaftler würde die Mission etwa eine halbe Milliarde US-Dollar kosten.

Bildquelle: JPL/Corby Waste