Fernrohre des Next-Generation Transit Survey auf dem Paranal empfangen erstes Licht

Garching - Die Jagd nach Planeten bei anderen Sternen geht in eine neue Phase: Die zwölf Teleskope des „Next-Generation Transit Survey“ haben erfolgreich ihr erstes Sternenlicht empfangen. Die Anlage sucht nach geringen, periodischen Helligkeitsschwankungen bei 100.000 Sternen am Südhimmel. Solche Variationen verraten die Anwesenheit von Planeten. Die Forscher des NGTS-Konsortiums hoffen auf die Entdeckung zahlreicher Planeten mit der doppelten bis achtfachen Masse der Erde. Bei solchen Exoplaneten wäre dann auch eine Untersuchung der Atmosphären möglich.

„Die NGTS-Entdeckungen und Nachfolgebeobachtungen mit bodengebundenen und weltraumbasierten Teleskopen werden wichtige Schritte auf dem Weg zur Untersuchung der Atmosphären und der Zusammensetzung extrasolarer Planeten von der Größe der Erde sein“, betont Peter Wheatley von der University of Warwick. NGTS - auf Deutsch etwa „Transit-Suchprogramm der nächsten Generation“ besteht aus zwölf Einzelteleskopen besteht mit einem Durchmesser von jeweils 20 Zentimetern. Die neue Anlage wurde von einem Konsortium britischer, schweizerischer und deutscher Einrichtungen errichtet und befindet sich in unmittelbarer Nähe des Paranal-Observatoriums der Europäischen Südsternwarte ESO im Norden Chiles. Daher kann sie sowohl von den hervorragenden Beobachtungsbedingungen vor Ort als auch von technischer Unterstützung seitens der vorhandenen Einrichtungen profitieren.

NGTS soll künftig vollautomatisch nach Exoplaneten suchen. Dabei streben die Forscher eine relative Genauigkeit von einem Tausendstel an, was mit bodengebundenen Instrumenten für großflächige Himmelsdurchmusterungen bisher nie gelungen ist. Die Realisierung einer so hohen Präzision bei Helligkeitsmessungen über ein großes Gesichtsfeld hinweg ist technisch sehr anspruchsvoll. Die für NGTS notwendigen Schlüsseltechnologien konnten allerdings bereits mit einem kleineren Prototypen demonstriert werden, der 2009 und 2010 auf La Palma in Betrieb war.

Die vom NGTS verwendete Transitmethode ist das bislang erfolgreichste Verfahren für die Suche nach Exoplaneten. Liegt die Umlaufbahn eines solchen Himmelskörpers gerade so, dass er – von der Erde aus gesehen – regelmäßig vor seinem Stern vorüberzieht, so schwächt er bei diesen Transits das Licht des Sterns geringfügig ab. Die periodischen Schwankungen verraten also die Anwesenheit eines Planeten. Während des Transits geht ein Teil des Sternenlichts durch die Atmosphäre des Planeten hindurch. Je nach ihrer chemischen Zusammensetzung absorbiert die Lufthülle dabei einen Teil der Strahlung bei charakteristischen Wellenlängen. Durch die gezielte Beobachtung in diesen Wellenlängen können die Forscher daher die Bestandteile der Atmosphäre identifizieren. Bislang sind nur sehr wenige Planeten bekannt, die solche Messungen erlauben. NGTS sollte viele zusätzliche Kandidaten dafür finden.

Bildquelle: ESO/G. Lambert