Astronomen weisen erstmals Filament aus Dunkler Materie zwischen zwei Galaxienhaufen nach

Ann Arbor (USA)/MünchenEin unsichtbares Netz aus Dunkler Materie erfüllt den Kosmos – so die Theorie. Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt erstmals gelungen, einen Strang dieses dunklen Netzes nachzuweisen. Wie von theoretischen Modellen vorhergesagt, verbindet das Filament zwei gewaltige Galaxienhaufen. Der Strang aus Dunkler Materie hat sich durch die Wirkung seiner Schwerkraft verraten: Sie verzerrt die Bilder weiter entfernter Galaxien, berichten die Astronomen im Fachblatt „Nature“.

„Niemals zuvor ist es gelungen, Filamente aus Dunkler Materie sichtbar zu machen – wir haben erstmals eins kartiert“, freut sich der Leiter des Teams, Jörg Dietrich von der Universitäts-Sternwarte München. Dietrich und seine Kollegen haben die Form von Galaxien in der Umgebung der etwa 2,5 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen Abell 222 und 223 untersucht.

Die Gravitation der Galaxienhaufen – und eventueller Strukturen aus Dunkler Materie – lenkt die Lichtstrahlen weiter im Hintergrund liegender Galaxien ab und deformiert so systematisch ihr Aussehen. Anhand einer statistischen Analyse der Galaxienformen konnten Dietrich und seine Kollegen so ein Massenmodell der Galaxienhaufen und ihrer Umgebung rekonstruieren. Es zeigte sich, dass neben der sichtbaren Materie wie erwartet ein großer Teil an Dunkler Materie vorhanden sein muss – und das diese Dunkle Materie sich nicht nur in den Haufen selbst konzentriert, sondern eine ausgeprägte Brücke zwischen den beiden Galaxienhaufen bildet.

Etwa 80 Prozent der Materie im Kosmos besteht aus Dunkler Materie, bislang unbekannten Elementarteilchen. Im Standardmodell der Kosmologen bildet die Dunkle Materie ein großräumiges Netz, an dessen Knotenpunkten sich die normale Materie verdichtet und Galaxienhaufen, Galaxien, Sterne und Planeten bildet. Doch obwohl die dunklen Filamente zwischen den Knoten des Netzes etwa die Hälfte der kosmischen Materie enthalten, war ihr direkter Nachweis bislang nicht gelungen. Der Trick von Dietrich und seinem Team war, zwei relativ eng benachbarte Galaxienhaufen zu untersuchen, die durch ein besonders massereiches Filament verbunden sind.

Bildquelle: Jörg Dietrich/University of Michigan/Universitäts-Sternwarte München