Meteorit liefert neue Einblicke in die Frühgeschichte des Sonnensystems

Im Mai 2020 stieß der Meteoritensammler Rachid Chaoui in der Erg Chech, einem Sandmeer im Südwesten der algerischen Sahara, auf drei auffällige Steine – offensichtlich Bruchstücke eines ungewöhnlichen Meteoriten. Eine Analyse dieser und weitere Teile des aus dem Weltall auf die Erde gefallenen Brockens durch ein Forscherteam aus Frankreich und Japan zeigt jetzt, dass es sich in der Tat um einen ganz besonderen Meteoriten handelt: Er ist mit 4,565 Milliarden Jahren das bislang älteste Bruchstück aus der Kruste eines Protoplaneten im jungen Sonnensystem. Und er zeigt, dass die Kruste der ersten Protoplaneten anders zusammengesetzt war als bislang angenommen, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“.

„Wir wissen bislang wenig über die Entstehung und die Zusammensetzung der Krusten der ersten Himmelskörper, die sich im jungen Sonnensystem gebildet haben“, erläutern Jean-Alix Barrat von der Universität der Westbretagne in Frankreich und seine Kollegen. Zwar gäbe es zahllose Meteoriten, jeden Tag fallen einige Tausend Tonnen Gestein aus dem Weltall auf die Erde. Aber nur wenige Meteoriten – insgesamt 3100 – stammen aus der Kruste von Protoplaneten. Die bislang bekannten Beispiele bestehen alle aus basaltartigem Gestein – so gingen die Forscher bislang davon aus, dass die ersten Protoplaneten eine Kruste aus Basalt besaßen.

Der Meteoritenfund mit der Katalogbezeichnung Erg Check 002 und einem Gesamtgewicht von 31,78 Kilogramm wirft diese Vorstellung nun über den Haufen: Er besteht aus Andesit, einem Gestein, das einen deutlich höheren Gehalt an Siliziumdioxid enthält als Basalt. „Möglicherweise gab es zunächst viele Protoplaneten mit einer Kruste aus Andesit“, so die Forscher. Doch unter den heutigen Asteroiden, die von den Astronomen als Überreste der Protoplaneten des jungen Sonnensystems angesehen werden, gibt es keine bekannten Objekte mit einer Andesit-Kruste. Barrat und seine Kollegen vermuten daher, dass nahezu alle Himmelskörper der ersten Entstehungsphase im weiteren Verlauf der Planetenbildung durch Kollisionen wieder zerstört worden sind.

Übrigens haben Bruchstücke von Erg Chech 002 inzwischen auch ihren Weg auf den Markt für Meteoriten-Liebhaber gefunden: Zum Preis von etwa 90 Euro pro Gramm lassen sich kleine Brocken des ungewöhnlichen Meteoriten erwerben. Gelegenheitskäufer seien allerdings gewarnt: Wie in der Philatelie ist auch beim Sammeln von Meteoriten einige Expertise nötig, um nicht auf Fälschungen hereinzufallen.

Bildquelle: PD