Sternenpaar mit ungewöhnlicher Entstehungsgeschichte beeinflusst Magnetfeld in der Umgebung

Doppelsterne entstehen üblicherweise gemeinsam in unmittelbarer Nachbarschaft aus ein und derselben Gaswolke. Ein internationales Forscherteam ist jetzt auf ein junges Sternenpaar gestoßen, dass offenbar auf andere Art entstanden ist: Die beiden Sterne haben sich zunächst in weitem Abstand gebildet und sich erst später einander angenähert. Bei ihrem Annäherungsprozess verdrehen die beiden Sterne das Magnetfeld in ihrer Umgebung und beeinflussen dort so die Entstehung anderer Sterne, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrophysical Journal“ berichten.

„Einige theoretische Arbeiten haben in jüngerer Zeit auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass Sterne weit voneinander entfernt entstehen können, sich dann aber einander nähern und schließlich einen Doppelstern bilden“, erläutert Erin Cox von der Northwestern University in den USA. „Wir glauben, dass hier, in Lynds 483, genau das passiert.“ Lynds 483 ist eine etwa 700 Lichtjahre entfernte Gaswolke, in der sich frisch entstandene, junge Sterne befinden aber auch weiterhin neue Sterne bilden.

Bei ihren Beobachtung dieser Gaswolke mit dem Infrarot-Teleskop SOFIA, das sich an Bord einer umgebauten Boeing 747 befindet, bemerkten Cox und ihre Kollegen, dass das Magnetfeld in der Sternentstehungsregion ungewöhnlich verdrillt ist. Eben eine solche Verdrehung der Magnetfeld-Linien sagt die Theorie zur Bildung eines Doppelsterns aus einem weiten Paar voraus. „Doch die Theorie kann das eine sagen – und die Beobachtungen etwas ganz anderes“, so Cox.

Die Forscher beschlossen deshalb, sich auf die Suche nach der Ursache des verdrehten Magnetfelds zu machen. Ihre Beobachtungen mit der fliegenden Sternwarte zeigten schließlich einen jungen Stern, eingehüllt in einen dichten Kokon aus Gas, von dem die Störung des Magnetfelds auszugehen schien. Und weitere Beobachtungen mit dem großen Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array in Chile entlarvten einen zweiten Stern innerhalb dieses Gas-Kokons. „Der Entstehungsprozess der beiden Sterne ist noch nicht abgeschlossen“ erklärt Cox. „Das Gas aus dem Kokon liefert den Sternen Materie und sie wachsen immer noch an.“

„Wir wissen nicht, warum die beiden Sterne sich aufeinander zu bewegen“, gesteht die Forscherin. „Aber wir sind uns sicher, dass diese Bewegung zu der Verdrillung des Magnetfelds führt.“ Vermutlich sei dieser Prozess auch wichtig, um Drehimpuls aus dem entstehenden Doppelstern nach außen an die Gaswolke abzuführen. Denn die beiden Sterne können nur dann ein stabiles System bilden, wenn sich ihre Bewegung umeinander verlangsamt – und das Magnetfeld transportiert wahrscheinlich den überschüssigen Drehimpuls nach außen.

Bildquelle: NASA/JPL-Caltech/J.Tobin (University of Michigan)