In einer fernen Galaxie zerstört ein großes Schwarzes Loch langsam einen Stern ähnlich unserer Sonne

Durch einen mehrtägigen Ausbruch von Röntgenstrahlung ist ein internationales Team von Astronomen einem Schwarzen Loch auf die Spur gekommen, das einem Stern ähnlich unserer Sonne regelmäßig Gas entreißt und ihn so langsam zerstört. Das Schwarze Loch hat eine Masse, die etwa dem 500.000-fachen der Sonne entspricht, und befindet sich 500 Millionen Lichtjahre von uns entfernt im Zentrum einer Galaxie. Alle 25 Tage knabbere das Schwarze Loch an dem Stern, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“.

Immer wieder beobachten Himmelsforscher starke Strahlungsausbrüche in fernen Galaxien, wenn dort Sterne in supermassereiche Schwarze Löcher fallen und dabei zerrissen werden. Erst in jüngster Zeit sind die Astronomen auf Ereignisse gestoßen, bei denen Sterne nicht auf einen Schlag verschlungen werden, sondern die Schwarzen Löcher regelmäßig kleinere Mahlzeiten der Sternmaterie zu sich nehmen.

„Wir kennen inzwischen zwei unterschiedliche Arten solcher Ereignisse“, berichtet Phil Evans von der University of Leicester in Großbritannien. „Bei den einen kommt es alle paar Stunden, bei den anderen alle paar Jahre zu einem Strahlungsausbruch.“ In beiden Fällen umkreisen, so die Erklärung der Forscher, Sterne auf stark elliptischen Bahnen um ein großes Schwarzes Loch. Immer wenn sich der Stern auf dieser Bahn dem Schwarzen Loch nähert, entreißt ihm dieses einen Teil seines Gases.

Der Unterschied zwischen den beiden Arten liegt in der Masse der Schwarzen Löcher: Im ersten Fall liegt sie bei 100.000, im zweiten Fall bei 10 Millionen Sonnenmassen. „Dieses neue System fällt genau in die Lücke dazwischen“, so Evans. Aus den Beobachtungsdaten folgern er und seine Kollegen, dass das Schwarze Loch in diesem Fall etwa eine halbe Million Sonnenmassen enthält. Bei jedem nahen Vorübergang des Sterns verschlingt das Schwarze Loch eine Menge an gas, die dem Dreifachen der Masse unserer Erde entspricht.

Die Forscher haben ihre Entdeckung mithilfe des Satellitenobservatorium Swift gemacht, das seit 2004 mithilfe spezielle Detektoren Röntgenstrahlung aus dem Weltall beobachtet. Erst kürzlich hatte das Team um Evans eine neue Software entwickelt, mit der sich vorübergehende Ausbrüche von Röntgenstrahlung leichter aufspüren lassen. „Ohne diese neue Software hätten wir das Ereignis niemals entdeckt“, betont Evans. Und nur so war es den Forschern möglich, mit Beginn des Ausbruchs sofort weitere Beobachtungen mit Swift zu machen.

Der Ausbruch dauerte knapp zehn Tage und brach dann abrupt ab. Weitere Beobachtungen zeigten dann, dass es alle 25 Tage zu einem vergleichbaren Ausbruch kommt. Daraus folgerten Evans und seine Kollegen, dass auch hier ein Schwarzes Loch einem Stern Materie entreißt. Die Forscher hoffen nun, mithilfe der neuen Software viele weitere, ähnlich Ereignisse nachweisen zu können.

Bildquelle: Phil Evans (University of Leicester) / NASA SWIFT