So genannte Thorne-Zytkow-Objekte könnten Entstehung schwerer Elemente im Kosmos entscheidend beeinflussen

Washington (USA) - Vor knapp 40 Jahren wurde ihre Existenz vorhergesagt, nun verdichten sich die Anzeichen, dass es die bizarren Himmelsobjekte tatsächlich gibt: Ein internationales Forscherteam hat einen roten Riesenstern aufgespürt, der in seinem Inneren vermutlich einen Neutronenstern beherbergt. Die ungewöhnliche Zusammensetzung erlaubt ganz neue Kernfusionsprozesse im Inneren des Sterns und könnte so die Entstehung schwerer Elemente im Kosmos beeinflussen, so die Wissenschaftler auf der 223. Fachtagung der American Astronomical Society in der Nähe von Washington.

„Thorne-Zytkow-Objekte sehen von außen fast genauso wie gewöhnliche Rote Riesen aus“, erläutern Emily Levesque von der University of Colorado in Boulder und ihre Kollegen. „Die beste Möglichkeit, beide voneinander zu unterscheiden, bietet der Nachweis ungewöhnlich vieler schwerer Elemente an ihrer Oberfläche.“ Das Astronomenteam hat deshalb 22 Rote Riesen in der Kleinen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße, mit den beiden großen Magellan-Teleskopen des Las Campanas-Observatoriums in Chile genau unter die Lupe genommen. „Haben wir Thorne-Zytkow-Objekte gefunden? Kommt in unseren Vortrag und findet es heraus!“, lockten die Forscher ihre Kollegen in ihre Präsentation.

Tatsächlich stieß das Team auf ein Objekt, das einen ungewöhnlichen Überschuss an Lithium, Rubidium und Molybdän aufweist – das entspricht exakt den Vorhersagen der Theorie für Thorne-Zytkow-Objekte. Gewöhnliche Sterne bestehen aus extrem dichtem und heißem Gas, vor allem Wasserstoff. Im Zentrum eines Sterns sind Temperatur und Dichte so groß, dass durch Kernfusion neue und schwerere Elemente entstehen können. 1975 stellten der amerikanische Astrophysiker Kip Thorne und seine polnische Kollegin Anna Żytkow die These auf, dass sich im Zentrum einiger roter Riesensterne ein Neutronenstern – also der Überrest eines zusammengebrochenen Sterns – befinden könnte. Dadurch wären die Bedingungen im Inneren des Sterns noch extremer und es könnten deutlich mehr schwere Elemente entstehen. Der Rote Riese und der Neutronenstern könnten ursprünglich ein Doppelsystem gebildet haben und dann miteinander verschmolzen sein.

Bislang jedoch war die Suche nach diesen hypothetischen Sternen erfolglos. Die Suche von Levesque und ihren Kollegen – zu denen übrigens auch Anna Żytkow gehört – hat nun den bislang besten Kandidaten für ein solches bizarres Objekt aufgespürt. Weitere Beobachtungen sind allerdings nötig, um diesen Verdacht zu erhärten. Außerdem hoffen die Forscher auf die Entdeckung weiterer, ähnlicher Riesensterne. Um welchen Stern es sich bei dem bislang besten Kandidaten für ein Thorne-Zytkow-Objekt handelt, haben Levesque und ihre Kollegen noch nicht verraten. Bis zur Veröffentlichung ihrer Ergebnisse in einem angesehen Fachjournal wollen sich die Astronomen den Vorsprung vor ihrer Forscherkonkurrenz erhalten.

Bildquelle: NASA/Dana Berry