"Libellenauge" aus zehn Teleobjektiven sucht nach schwach leuchtenden Strukturen am Himmel

New Haven (USA) / Toronto (Kanada) - Es müssen nicht immer teure Großteleskope sein. Das zeigt die Entdeckung von sieben zuvor unbekannten Zwerggalaxien durch ein Forscher-Trio aus den USA und Kanada. Die drei Astronomen spürten die leuchtschwachen Objekte mit einem Bündel aus zehn handelsüblichen Teleobjektiven auf. Das „Libellenauge“ getaufte Instrument könne dabei helfen, wichtige Fragen über die Struktur und Entwicklung des Universums zu beantworten, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Astronomical Journal Letters“.

„Ein Vergleich zwischen Beobachtung und Theorie zeigt, dass es viel weniger Zwerggalaxien gibt, als vorhergesagt“, erläutern Allison Merritt von der Yale University und ihre Kollegen. Die Ursache dafür ist bislang unklar – gibt es einen Fehler in der Theorie, oder haben die Himmelsforscher viele kleine Begleiter von großen Galaxien bislang schlicht übersehen? „Zwerggalaxien besitzen eine extrem geringe Flächenhelligkeit“, so die Forscher, deshalb seien sie schwer aufzuspüren.

„Dragonfly Telephoto Array” heißt das von Merritt und ihren Mitstreitern speziell für die Suche nach solchen leuchtschwachen Objekten entwickelte Instrument. Dragonfly ist das englische Wort für Libelle, und wie ein Insektenauge ist das Gerät in der Tat aufgebaut: Es besitzt nicht eine, sondern mehrere parallel arbeitende Linsen. Die Forscher griffen dabei auf kommerzielle 400mm-Teleobjektive zurück und versahen sie zusätzlich mit einer speziellen Beschichtung zur Verringerung von störendem Streulicht. Auch das spezielle Design mit zehn parallel ausgerichteten Objektiven dient hauptsächlich der Reduzierung des Streulichts: Es ist, so die Überlegung der Forscher, in jedem Objektiv anders und lässt sich so durch einen Vergleich der in den verschiedenen Objektiven empfangenen Strahlung herausfiltern.

Merritt und ihre Kollegen haben das Instrument an der 20 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M101 getestet – und waren sofort erfolgreich. Gleich sieben leuchtschwache Zwerggalaxien konnten die Astronomen in der Umgebung des großen Sternsystems ausmachen. In einem nächsten Schritt müssen die Forscher nun allerdings überprüfen, ob es sich tatsächlich um Begleiter von M101 oder um weiter entfernte Objekte im Hintergrund handelt. Dafür hat das Trio bereits Beobachtungszeit am Weltraumteleskop Hubble erhalten. Ganz ohne teure Großteleskope geht es also doch nicht.

Bildquelle: Yale University