Ein großformatiger Bildband macht das 1660 erschienene Meisterwerk „Harmonia Macrocosmica“ des Astronomen Andreas Cellarius wieder erlebbar
Im Jahr 1638 begann der niederländische Kartograph und Verleger Johannes Janssonius ein ambitioniertes Vorhaben: In zahlreichen, sukzessive erscheinenden Bänden sollte sein „Atlas Novum“ das gesamte geographische und kosmologische Wissen der damaligen Zeit darstellen. Als thematisch letzter Band erschien 1660 der von dem deutschen Astronomen Andreas Cellarius erstellte Atlas „Harmonia Macrocosmica“ – der nicht nur ein Himmelsatlas ist, sondern zudem eine umfassende Darstellung der damaligen kosmologischen Weltmodelle.
Entsprechend umfangreich gestaltet sich der vollständige Titel des Werks, der in deutscher Übersetzung lautet: „Die Harmonie des Makrokosmos oder Allgemeiner und Neuer Atlas, der die allgemeine und neue Kosmographie des gesamten erschaffenen Universums darstellt, in welchem die harmonische Anordnung aller Sphären der ganzen Welt nach den verschiedenen Auffassungen verschiedener Autoren gezeigt wird; samt einer Uranometrie, das heißt des gesamten himmlischen Bereichs, der Theorien der Planeten und der Erde, sowohl durch ebene und szenographische Abbildungen als auch durch neue Beschreibungen vor Augen gestellt; ein neues Werk, zuvor niemals gesehen, für Menschen jeglichen Standes höchst nützlich, erfreulich und überaus notwendig und geschmückt.“
Auf insgesamt 29 großformatigen Kupferstichen präsentierte Cellarius die barock ausgeschmückten Weltansichten von Claudius Ptolemäus, Nikolaus Kopernikus und Tycho Brahe, sowie Sternenkarten der antiken und überwiegend noch heute verwendeten Sternbilder, sowie in der damaligen Zeit von Julius Schiller als Ersatz für die „heidnischen“ Konstellationen propagierten – und heute kaum noch erinnerten – christlichen Sternbilder auf Basis biblischer Figuren. Ausführliche Begleittexte erläutern astronomische Begriffe, beschreiben astronomische Instrumente und kommentieren die unterschiedlichen Weltmodelle.
Der Verlag Taschen macht dieses Meisterwerk von Andreas Cellarius jetzt wieder erlebbar. Herausgegeben und kommentiert von dem am Institut für Geschichte und Grundlagen der Wissenschaft der Universität Utrecht tätigen Astronomiehistoriker Robert van Gent präsentiert der Verlag in einem großformatigen Bildband die 29 Kupferstiche des „Harmonia Macrocosmica“. Und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen und die Leser zu langweilen: Taschen ist einfach ein Garant für hochwertige Bildbände. Schon der erste Eindruck ist umwerfend. Und beginnt man erst, in dem grandiosen Werk zu blättern, so kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Jede Tafel ist für sich ein Meisterwerk. Opulenten Bordüren, die mit Cherubim, Astronomen und Entdeckungsinstrumenten verziert sind, rahmen über strahlende Himmel gezeichnete Sternbilder ein. Die „Harmonia Macrocosmica“ ist ein herausragendes Werk des goldenen Zeitalters der niederländischen Kartografie – und vielleicht sogar der schönste jemals veröffentlichte Himmelsatlas. Taschen macht ihn zu einem angemessenen Preis endlich wieder einem breiten Publikum zugänglich. Der „Cellarius Atlas“ ist in jeder astronomischen Büchersammlung – am besten aufgeschlagen – ein Blickfang.
Cellarius Atlas
Robert van Gent
Taschen, Hardcover,248 Seiten, € 125,-
ISBN 978-3-7544-0493-5