Planeten speichern unerwartet viel Wasser in ihren Eisenkernen
Auf Planeten mit der mehrfachen Masse der Erde – von Astronomen Super-Erden genannt – könnten im Gegensatz zu bisherigen Annahmen durchaus lebensfreundliche Bedingungen herrschen. Und das aufgrund einer paradoxen Situation: Die Planeten können zwar sehr viel Wasser enthalten, aber der überwiegende Teil davon ist vermutlich dauerhaft in ihrem Eisenkern gebunden. Das berichtet ein Forschungsteam der Princeton University in den USA und der ETH Zürich im Fachblatt „Nature Astronomy“
Über 5500 Planeten bei anderen Sternen haben Himmelsforscher bislang aufgespürt. Etwa ein Drittel davon sind Super-Erden. Bei vielen Planeten können die Wissenschaftler zwar die Masse und die Größe bestimmen und damit auch ihre durchschnittliche Dichte. Doch Aussagen über den inneren Aufbau und insbesondere darüber, wie viel Wasser es auf ihnen gibt, sind schwierig. Hinweise darauf können beispielsweise Computermodelle der Planetenentstehung liefern.
Viele Super-Erden, so die Vermutung, sind Wasserwelten, die vollständig von Ozeanen bedeckt sind, die Hunderte von Kilometern tief sein können. Da Wasser eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Leben ist, rückte das zunächst Super-Erden als Kandidaten für die Suche nach Lebensspuren in den Fokus der Forscher. Doch die große Masse dieser Planeten führt auch zu einer stärkeren Schwerkraft und damit zu einem gewaltigen Druck am Boden der Ozeane.
Der Druck ist so groß, dass sich dort exotische Formen von Eis bilden, die das Gestein des Meeresbodens von dem Wasser des Ozeans abschirmen. Doch ohne die Mineralien des Gesteins kann nach heutigen Erkenntnissen kein Leben entstehen. Super-Erden sind also, so die Schlussfolgerung, trotz ihrer gewaltigen Wassermengen vermutlich lebensfeindlich.
„Unsere Modelle des Inneren von Planeten stellen diese Vorstellung von Wasserwelten jedoch infrage“, erläutern Haiyung Luo und Caroline Dorn von der ETH Zürich, sowie Jie Deng von der Princeton University. „Denn der größte Teil des Wassers – bis zu 95 Prozent – könnten im Kern und im Mantel der Planeten gebunden sein.“ Damit bliebe nur ein kleiner Anteil von Wasser für die Oberfläche übrig und es könnten dort, die richtige Entfernung vom jeweiligen Zentralstern vorausgesetzt, lebensfreundliche Bedingungen ähnlich wie auf der Erde herrschen.
Auslöser für die Überlegungen der drei Planetenforscher waren neue Erkenntnisse über den Aufbau der Erde. Im Inneren unseres Planeten, so zeigte vor vier Jahren ein internationales Forschungsteam, sind gewaltige Mengen an Wasser gebunden – bis zum Achtzigfachen der Wassermenge aller Ozeane auf der Erdoberfläche. Das, so folgerten Luo, Dorn und Deng, sollte auch für andere Planeten gelten.
„Der Eisenkern eines Planeten bildet sich langsam“, erläutert Dorn. „Zunächst ist das Eisen in Form von Tröpfchen im Magma enthalten.“ Und dort nimmt das Eisen dann das in der Entstehungsphase eines Planeten noch im Magma gebundene Wasser auf. Eisen, so die Forscherin, kann unter extremen Bedingungen, wie sie im Inneren von Super-Erden herrschen, bis zu siebzig Mal mehr Wasser binden als Gestein. Mit den Eisentröpfchen sinkt das Wasser dann in den Planetenkern hinab. Doch während das Wasser aus dem Magma ausgasen und so an die Oberfläche gelangen kann, bleibt das Wasser im Eisenkern dort für immer eingeschlossen.
So gelangen die Forscher zu ihrem überraschenden Befund. Super-Erden können einerseits sogar noch mehr Wasser enthalten bislang angenommen. Doch da der größte Teil davon im Inneren gebunden ist, müssen sie trotzdem nicht von einem tiefen globalen Ozean bedeckt sein. „Unsere Ergebnisse führen also“, so die Wissenschaftler, „zu wichtigen Schlussfolgerungen für die potenzielle Lebensfreundlichkeit wasserreicher Planeten. Auch dort können sich erdähnliche Bedingungen auf der Oberfläche entwickeln.“
Bildquelle: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt