Die meisten Sternsysteme besitzen zwei chemisch unterschiedliche Arten der dichten Sternenansammlungen

Hawthorn (Australien) - Die Entstehung der meisten Galaxien ist nicht gleichmäßig, sondern in mehreren Schüben verlaufen. Das zeigt eine Untersuchung von über 900 Kugelsternhaufen durch ein internationales Forscherteam. Die Sternenzusammenballungen aus der Frühzeit der Galaxienentstehung treten zumeist in zwei chemisch unterschiedlichen Varianten auf, berichten die Astronomen im Fachblatt „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“.

„Das Vorhandensein zweier unterschiedlicher Arten von Kugelsternhaufen deutet darauf hin, dass die meisten großen Galaxien durch zwei Phasen der Sternentstehung hindurch gegangen sind“, schreiben Christopher Usher von der Swinburne University of Technology im australischen Hawthorn und seine Kollegen. Kugelsternhaufen sind dichte Anhäufungen von mehreren Hunderttausend Sternen. Große Galaxien sind von hunderten von Kugelsternhaufen umgeben. Die Sternhaufen stammen mit einem Alter von über zehn Milliarden Jahren aus der Entstehungszeit der Galaxien, erlauben den Astronomen also einen Einblick in diese wichtige kosmische Epoche.

Bereits 2001 hatten Beobachtungen gezeigt, dass es bei vielen Galaxien zwei farblich unterschiedliche Arten von Kugelsternhaufen gibt. Bislang war die Ursache der Differenz jedoch umstritten. Usher und seine Kollegen haben nun mit dem Subaru- und den Keck-Teleskopen auf Hawaii systematisch die Spektren von 903 Kugelsternhaufen bei elf großen Galaxien untersucht. Die Messungen der Forscher zeigen, dass Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung für die Farbdifferenzen verantwortlich sind. Die meisten Galaxien besitzen demnach zwei verschiedene Arten von Kugelsternhaufen, von denen die eine zehnmal mehr schwere Elemente wie Kalzium und Eisen enthält als die anderen.

Eine solche „Bimodalität“ fand das Team bei sechs der untersuchten Galaxien, ein weiteres Sternsystem zeigt ebenfalls Hinweise für zwei Arten von Kugelsternhaufen. Und bei einer Galaxie stießen Usher und seine Kollegen sogar auf drei chemisch unterschiedliche Typen von Kugelsternhaufen. „Es scheint also, dass Galaxien in mindesten zwei unterschiedlichen Schüben entstanden sind“, so Ushers Kollege Duncan Forbes. „Unglücklicherweise liegt Galaxien keine Bauanleitung bei. Die Reproduktion unserer Beobachtungsergebnisse mithilfe von Computersimulationen der Galaxienentstehung ist deshalb jetzt eine große Herausforderung für die theoretischen Astrophysiker.“

Bildquelle: Nasa