Hubble-Beobachtungen wecken Zweifel an Entstehungstheorie für Kugelsternhaufen

Aarhus (Dänemark) - Die Kugelsternhaufen der Zwerggalaxie Fornax haben offenbar einen großen Teil ihrer alten Sterne verloren – doch diese Sterne sind nirgends in der Zwerggalaxie zu finden. Das zeigen Beobachtungen eines internationalen Forscherteams mit dem Weltraumteleskops Hubble. Die fehlenden Sterne stellen die Astronomen vor ein Rätsel: Möglicherweise sei die anhand der Kugelsternhaufen in unserer Milchstraße entwickelte Entstehungstheorie für die Sternenansammlungen nicht korrekt, konstatieren die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrophysical Journal“.

„Wenn die herausgeworfenen Sterne existieren, dann würden wir sie auch sehen“, erläutert Frank Grundahl von der Universität Aarhus. „Wir sehen sie aber nicht – also kann unsere führende Theorie der Entstehung von Kugelsternhaufen nicht korrekt sein.“ Denn diese Theorie sage voraus, so der Astrophysiker, dass die Sternenansammlungen ursprünglich erheblich größer waren.

Kugelsternhaufen sind – der Name deutet es an – kugelförmige Ansammlungen von einigen hunderttausend Sternen. Ursprünglich nahmen die Astronomen an, die Sterne eines solchen Haufens seien alle gleichzeitig entstanden. Genauere Beobachtungen in unserer Milchstraße zeigten dann jedoch, dass Kugelsternhaufen zwei Generationen unterschiedlich alter Sterne enthalten. Der Anteil der jungen Sterne ist dabei mit etwa der Hälfte überraschend groß. Die Himmelsforscher zogen daraus den Schluss, dass die Sternhaufen einen großen Teil der ursprünglichen Sterne verloren haben, herausgeworfen durch enge Begegnungen. In der Milchstraße findet man tatsächlich viele alte Sterne, die ihre Bahnen isoliert im Halo ziehen – hierbei könnte es sich um die herausgeworfenen Sterne handeln.

Grundahl und seine Kollegen haben mit dem Hubble-Teleskop vier Kugelsternhaufen in der nahen Zwerggalaxie Fornax untersucht. Auch diese Haufen zeigen zwei Sterngenerationen – sollten also ähnlich entstanden sein wie die Kugelsternhaufen in der Milchstraße. Doch in der Zwerggalaxie gibt es keine frei umher schwirrenden alten Sterne. Demnach kann das Auswurf-Szenario nicht korrekt sein. Die Astronomen müssen also die Theorie der Entstehung von Kugelsternhaufen überdenken.

Bildquelle: Nasa/Esa