Analyse von Radardaten bestätigt Existenz von Wasser-Reservoirs am Südpol des Roten Planeten

Unter der Eiskappe am Südpol des Mars gibt es Reservoirs aus flüssigem, stark salzhaltigem Wasser. Das bestätigt die Analyse von Radardaten der europäischen Raumsonde Mars Express durch ein internationales Forscherteam. Der hohe Salzgehalt halte das Wasser trotz der tiefen Temperaturen flüssig, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“. Die unter dem Eis liegenden Seen seien auch von astrobiologischem Interesse, da sich dort Mikroorganismen aus einer wärmeren Epoche des Planeten erhalten haben könnten.

„Eine der wichtigsten Methoden zur Entdeckung von flüssigem Wasser unter Gletschern auf der Erde ist das Bodenradar“, erläutern Sebastian Lauro von der Universität Rom und seine Kollegen. Dabei werden kurze Radiopulse durch das Eis geschickt und vom Untergrund reflektiert. Reservoirs aus flüssigem Wasser zeigen sich dabei als auffällig helle Regionen auf den Radarbildern. Mit diesem Verfahren haben Forscher beispielsweise auch Seen unter dem Eis der Antarktis aufgespürt.

Die Suche nach Wasser auf dem Mars zählt entsprechend zu den Hauptaufgaben von MARSIS, dem Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionosphere Sounding (auf Deutsch etwa: Hochentwickeltes Radar für die Sondierung unter der Oberfläche und in der Ionosphäre des Mars) auf der ESA-Sonde Mars Express, die den Roten Planeten seit Ende 2003 umkreist. Nach langer erfolgloser Suche lieferte MARSIS 2018 tatsächlich erste Hinweise auf flüssiges Wasser in der Region Ultimi Scopuli in einer Tiefe von etwa 1,5 Kilometern unter der Eiskappe am Südpol des Mars.

Lauro und seine Kollegen haben seither dieses Gebiet mit MARSIS intensiv untersucht und präsentieren jetzt die Ergebnisse ihrer Messungen. Für ihre Analyse verwendeten die Forscher erstmals neue Verfahren, die für die Suche nach Wasser unter dem antarktischen Eisschild entwickelt worden waren. Das Team konnte nicht nur die Existenz eines etwa 20 Kilometer großen subglazialen Sees in Ultimi Scopuli bestätigen, sondern fand darüber hinaus Hinweise auf weitere, davon durch feste Strukturen – Eis oder Gestein – getrennte Reservoire aus flüssigem Wasser.

Die Forscher gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt verhindert, dass das Wasser gefriert. Ähnliche unter der Oberfläche verborgene Seen könnten auch in anderen Regionen auf dem Mars existieren, dort aber schwerer nachweisbar sein. Denn verschiedene morphologische Eigenschaften mache Ultimi Scopuli besonders geeignet für solche Radaruntersuchungen. „Die mögliche Existenz ausgedehnter hypersaliner Wasserreservoirs auf Mars ist auch in Bezug auf die Existenz von Mikroben von Bedeutung“, betonen Lauro und seine Kollegen. Denn auch auf der Erde können extremophile Bakterien unter solchen Umweltbedingungen überleben.

Bildquelle: ESA