Bruchstücke von Asteroiden transportierten über die gesamte Erdgeschichte Wasser auf unseren Planeten
Bruchstücke von Asteroiden haben nicht nur in der Frühzeit des Sonnensystems, sondern im Verlauf der ganzen Erdgeschichte Wasser auf unseren Planeten gebracht. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam aus Australien, den USA und Frankreich auf Basis der Untersuchung von Meteoriten. Die Isotopenverhältnisse einiger radioaktiver Elemente in den Gesteinsbrocken zeigen eine Veränderung durch flüssiges Wasser – und zwar vor wenigen 100.000 Jahren, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Science“ berichten.
Das Team um Simon Turner von der Macquarie University in Sydney hat eine spezielle Art von Meteoriten untersucht, die kohligen Chondrite. Diese Steinmeteoriten tragen ihren Namen, weil sie viel Kohlenstoff enthalten. „Kohlige Chondrite bestehen aus Material, dass bereits im frühen Sonnensystem entstanden ist, vermutlich jenseits der heutigen Jupiterbahn“, erläutern die Wissenschaftler. Deshalb enthalten diese Gesteinsbrocken eine Art Aufzeichnung der Entwicklungsgeschichte des Sonnensystems.
Seit langem ist bekannt, dass das Gestein der kohligen Chondriten vor 4,5 Milliarden Jahren in der Entstehungszeit des Sonnensystems durch flüssiges Wasser verändert worden ist. Doch bislang gingen die Forscher davon aus, dass dieser Vorgang nach etwa vier Millionen Jahren abgeschlossen war und die heutigen Ursprungskörper der Meteoriten kaum noch Wasser enthalten. Demnach könnten Meteoriten auch nur in der Frühzeit des Sonnensystem Wasser auf den ursprünglich trockenen Gesteinsplaneten Erde gebracht haben.
Doch diese Sichtweise muss offenbar revidiert werden. Denn bei ihren Analysen stießen Turner und seine Kollegen auf ein Missverhältnis bei den radioaktiven Elementen Uran und Thorium: Die Häufigkeiten ihrer Isotope stimmen nicht mit den anhand der Zerfallszeiten erwarteten Werten überein. Dafür gebe es, so die Wissenschaftler, nur eine Erklärung: Das Gestein muss flüssigem Wasser ausgesetzt gewesen sein. Denn Uran ist in Wasser löslich, Thorium dagegen nicht, so dass sich das Mischungsverhältnis durch Wasser verändern kann.
Da eine solche Änderung sich aber im Laufe der Zeit durch den weiteren radioaktiven Zerfall verwischt, kann dieser Vorgang nicht allzu lange her sein – wenige 100.000 Jahre, wie Turner und seine Kollegen ausgerechnet haben. Das Team vermutet, dass bei Einschlägen kleinerer Körpers auf den Ursprungsasteroiden dort noch vorhandenes Eis schmilzt. Und eben solche Einschläge führen auch zum Auswurf von Trümmerstücken, die dann gelegentlich als Meteoriten auf die Erde fallen. Wenn Turner und seine Kollegen mit dieser Erklärung richtig liegen, dann enthalten folglich die Ursprungskörper der kohligen Chondriten noch heute gefrorenes Wasser – und ihre Trümmer bringen bis heute Wasser auf die Erde.
Bildquelle: P. Jenniskens, SETI Institute / Eric James, NASA Ames Research Institute