Trümmer des Kometen 209P/LINEAR könnten in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai für den stärksten Meteorschauer des Jahres sorgen

Huntsville (USA) - Bis zu 200 Sternschnuppen pro Stunde könnten am 24. Mai in den Morgenstunden über den Himmel ziehen. Die Himmelsforscher erwarten erstmals die „Mai-Camelopardaliden“, einen neuen Meteorschauer. Die Berechnungen der Astronomen zeigen, dass die Erde in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai die Trümmerspur eines vor zehn Jahren entdeckten Kometen passiert. Allerdings sind Sternschnuppen-Vorhersagen notorisch unsicher – insbesondere für neue Meteorschauer. Denn die Trümmerspur, die von der Erde gekreuzt wird, ist über zweihundert Jahre alt.

„Und wir haben keinerlei Idee, was der Komet 209P/LINEAR Anfang des 19. Jahrhundert getan hat“, gesteht Bill Cooke vom Meteoroid Environment Office der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Vielleicht war er aktiv und hat viel Staub ausgestoßen – vielleicht aber auch nicht. „Es könnte deshalb einen großartigen Meteorschauer geben – aber genauso gut kann es ein völliger Flop werden.“ Einigkeit herrscht unter den Forschern aber darüber, aus welcher Richtung – wenn überhaupt – die Sternschnuppen kommen: Von der Erde aus gesehen scheint ihr Ursprung im Sternbild Giraffe – lateinisch „Camelopardalis“ zu liegen. Daher rührt die zungenbrecherische Bezeichnung „Mai-Camelopardaliden“ für den erwarteten Sturm.

Das Maximum des Meteorschauers sollte, so die Experten, am 24. Mai zwischen 8 und 10 Uhr MESZ eintreten – aber auch diese Prognose ist sehr unsicher. Es lohnt sich also, sowohl in der Nacht davor als auch in der Nacht darauf ein wenig länger an den Himmel zu schauen. Gutes Wetter vorausgesetzt, sollten die Nächte dunkel sein: Die dünne Sichel des abnehmenden Mondes taucht erst kurz vor Sonnenaufgang im Osten auf und stört mit seinem Licht die Sternschnuppen-Beobachtungen nicht. Das Sternbild Giraffe, von dem die Sternschnuppen auszugehen scheinen, ist eine sternarme Region in der Nähe des Polarsterns. Optimal ist deshalb ein freier Blick nach Norden.

Der verursachende Komet verdankt seinem Namen dem Projekt „Lincoln Near-Earth Asteroid Research“, kurz LINEAR, eines systematischen, automatisierten Suche nach Asteroiden in der Umgebung der Erde. Dabei stoßen die Forscher immer wieder auch auf bislang unbekannte Kometen. Der am 3. Februar 2004 entdeckte Schweifstern 209P/LINEAR umrundet die Sonne alle fünf Jahre und nähert sich dabei immer wieder der Erde. So auch am 29 Mai: Dann passiert er unseren Heimatplaneten im Abstand von rund acht Millionen Kilometer - einer der engsten Kometenvorbeiflüge, die bislang beobachtet wurden. Im Gegensatz zu den Sternschnuppen ist der Komet aber kein interessantes Himmelsobjekt – er leuchtet so schwach, dass er nur mit einem großen Fernrohr aufzuspüren ist.

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