SpaceX auf Erfolgskurs: Von Satellitenstarts bis zur Marskolonie
Im Juli 2011 fand die letzte Mission eines Space Shuttles statt. Doch bereits ein paar Jahre zuvor betrat mit Elon Musk ein neuer Akteur die Bühne. Der in Südafrika geborene und durch seine Beteiligung am Online-Bezahlsystem PayPal zum Multimilliardär gewordene US-Unternehmer gründete 2002 SpaceX und begann, eigene Raketen zu entwickeln. Und er hatte dabei von Anfang an eine Vision: Die Raumfahrt erschwinglich zu machen, um eine Kolonie auf dem Mars zu gründen. Schon innerhalb von 50 Jahren, so sein Ziel, sollten eine Million Menschen auf dem Mars leben – und damit dauerhaft die Menschheit vor dem Aussterben durch eine globale Katastrophe zu retten, wie sie etwa die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren verschwinden ließ. Musks Lösung für das Kostenproblem der Raumfahrt: wiederverwendbare Raketen statt Shuttles.
Bei der Nasa schüttelte man damals nur den Kopf über diesen Spinner. Denn Raketen, so die erfahrenen Raumfahrt-Experten, waren nun einmal Wegwerf-Artikel. Und was wird man sich bei der Nasa vor Lachen auf die Schenkel geklopft haben, als die ersten Falcon-Raketen von SpaceX explodierten – sollte Musk ruhig auf diese Weise sein Vermögen in die Luft jagen.
Doch wider Erwarten hatte der Unternehmer Erfolg. Im September 2008 erreichte eine Falcon-1 als erstes privates Raumfahrzeug die Erdumlaufbahn. Bereits zehn Monate später transportierte eine SpaceX-Rakete erstmals gegen Bezahlung einen Satelliten in den Orbit – einen malaysischen Erdbeobachtungssatelliten. Und aus den Skeptikern der Nasa wurden Kunden: Seit 2012 führt SpaceX regelmäßig Versorgungsflüge zur ISS aus. Denn die Flüge mit der weiter entwickelten Falcon-9 sind mit etwa einem Drittel der Kosten erheblich günstiger als jene etwa mit der üblicherweise von der Nasa verwendeten Delta-IV von Boeing.
Am 22. Dezember 2015 gelang SpaceX schließlich das, was die Nasa bis dahin für unmöglich gehalten hatte: Erstmals landete die Hauptstufe einer orbitalen Trägerrakete wieder weich auf der Erde – damit läutete Elon Musk das Zeitalter der wiederverwendbaren Raketen ein und senkte die Kosten seiner Starts noch weiter.
Und jetzt also der Start von zwei Astronauten mit einer Falcon-Rakete, an Bord einer Dragon-Kapsel, beides wiederverwendbar. Auch hier hat SpaceX seinen Konkurrenten Boeing geschlagen: Deren parallel im Auftrag der Nasa entwickelte Starliner-Kapsel ist aufgrund von Problemen mit der Software-Steuerung noch nicht einsatzfähig. Zudem soll sie mit einer herkömmlichen Atlas-V-Trägerrakete von Lockheed-Martin starten – einer Wegwerf-Rakete also, die Flüge zur Raumstation erheblich teurer macht. Künftig soll SpaceX für die Nasa einmal im Jahr vier Astronauten zur ISS und von dort zur Erde befördern.
Tatsächlich kann die Dragon-Kapsel sogar bis zu sieben Personen befördern – und das macht das Raumfahrzeug umso interessanter für den Weltraumtourismus: Das US-Unternehmen Space Adventures bietet bereits Flüge mit der Dragon-Kapsel an, die zwei bis drei Mal weiter hinaus ins All führen sollen, als die in etwa 400 Kilometern Höhe kreisende Raumstation. Das wäre nicht nur ein neuer Höhenrekord für Weltraum-Touristen, es würde auch einen Blick auf die Erde erlauben, wie ihn seit der letzten Apollo-Mission im Jahr 1972 kein Mensch mehr genießen konnte. Bislang vermittelte Space Adventures von 2001 bis 2009 für insgesamt sieben Personen ein- bis zweiwöchige Aufenthalte an Bord der ISS. Auch solche Besuche auf der Raumstation sollen künftig wieder möglich sein, da die Dragon-Kapsel ausreichend Platz für mitreisende Passagiere bietet.
Bei alledem ist SpaceX nicht das einzige Unternehmen, das den staatlichen Raumfahrtbehörden Konkurrenz macht. Der schärfste Konkurrent von Musk ist ebenfalls ein ehemaliger Internet-Unternehmer: Der Amazon-Gründer Jeff Bezos entwickelt mit seiner Firma Blue Origin wiederverwendbare Raketen für suborbitale Touristenflüge, sowie für Reisen in die Erdumlaufbahn. Außerdem entwickelt Blue Origin eine Mondlandefähre für die Nasa – auch hier wieder in direkter Konkurrenz zum Mitbewerber SpaceX.
Bildquelle: SpaceX