Zurück zum Mond - dieses Mal um zu bleiben

In vier Jahren sollen nach dem Willen von US-Präsident Trump im Rahmen des Projekts Artemis wieder Menschen den Mond betreten – und diesmal nicht nur für kurze Missionen, sondern um dort zu bleiben. Denkbar sind dauerhaft besetzte Forschungsstationen, astronomische Observatorien auf der erdabgewandten Seite des Mondes und nicht zuletzt der Abbau von Rohstoffen wie Helium-3, das eine wichtige Bedeutung bei künftigen Fusionsreaktoren spielen könnte.

Aus einem ganz anderen Wirtschaftssektor als Musk und Bezos kommt der Gründer des Raumfahrt-Unternehmens Virgin Galactic: Der Brite Richard Branson verdiente seine ersten Millionen mit dem vom ihm verlegten Album „Tubular Bells“ des Ausnahmemusikers Mike Oldfield. Heute besitzt er ein umfangreiches Firmen-Imperium – und bietet bei Virgin Galactic für 200.000 Dollar Suborbitalflüge mit dem „SpaceShipTwo“ bis in eine Höhe von etwas über 100 Kilometern an, also bis knapp über die offiziellen Grenze zum Weltall.

Parallel versucht Branson mit seiner von einem Flugzeug gestarteten Rakete LauncherOne auch in das Satelliten-Geschäft einzusteigen. Nach einer Reihe von Fehlschlägen und Unfällen haben sowohl SpaceShipTwo als auch LauncherOne inzwischen zahlreiche erfolgreiche Test absolviert. Bereits im Juli soll LauncherOne einen Satelliten für die Nasa in den Orbit transportieren. Wann allerdings die Touristenflüge mit dem SpaceShipTwo aufgenommen werden, ist noch ungewiss – klar ist nur, dass Branson beim ersten kommerziellen Flug persönlich mit an Bord sein will.

Ganz persönliche Ziele treiben auch Elon Musk an. „Ich hoffe auf dem Mars zu sterben“, äußerte der Unternehmer schon vor Jahren und ergänzte: „Allerdings nicht beim Aufprall.“ Zu den ersten Siedlern auf dem Roten Planeten dürfte er aber nicht gehören: „Ich werde erst fliegen, wenn sichergestellt ist, dass SpaceX auch ohne mich auskommt.“ Denn noch ist Musk mit seiner Vision die treibende Kraft des Unternehmens. Mit den Falcon-Raketen ist SpaceX überaus erfolgreich – doch statt sich darauf auszuruhen investiert Musk bereits in eine neue Technologie: Mit dem Raumfahrzeug „Spaceship“ und der Trägerrakete „Super Heavy“ entwickelt SpaceX parallel zu zahlreichen Satellitenstarts und den anstehenden ersten bemannten Flügen eine neuartige Großrakete, die selbst die Saturn V des Apollo-Projekts an Kapazität übertrifft.

Erste Testflüge eines Starship-Prototyps sind bereits in diesen Wochen möglich – ein erster Flug in die Umlaufbahn noch dieses Jahr, erste kommerzielle Missionen 2021. Und bereits 2023 ist ein Rundflug um den Mond geplant, gebucht von dem japanischen Multimilliardär Yusaku Maezawa. Zu dieser Reise will Maezawa sechs bis acht berühmte Künstler einladen „um sie wie niemals zuvor zu inspirieren.“ Ein Jahr später könnte ein modifiziertes Starship Nasa-Astronauten auf dem Mond absetzen – denn auch die amerikanische Raumfahrtbehörde setzt unter anderem für ihre Pläne auf die neue Rakete.

Die Hauptaufgabe von Starship/Super Heavy ist aber, daran lässt Musk keine Zweifel, die Kolonisierung unseres Nachbarplaneten. Nur alle zwei Jahre stehen Erde und Mars auf ihren Umlaufbahnen um die Sonne relativ zu einander so günstig, dass schnelle Flüge zum Mars möglich sind. Bereits 2024 will Musk diese Gelegenheit nutzen – ein überaus ehrgeiziger Zeitplan. Denn unbemannte Testflüge sind zunächst nötig und Ausrüstung und Versorgungsgüter müssen vorab für die Raumfahrer zum Roten Planeten geschafft werden. Aber ob 2024, 2026 oder 2028: Ziel ist es, eine permanente, stetig wachsende Siedlung zu schaffen.

Und dazu braucht es mehr als ein Raumschiff. Bereits in der derzeit laufenden Entwicklungsphase setzt SpaceX daher auf Massenproduktion und stellt jeden Monat ein weiteres Starship fertig. In zwei Jahren soll dann jede Woche ein Starship/Super Heavy-Gespann vom Band laufen. Insgesamt ist eine Flotte von 1000 Raumschiffen für den Transport von Kolonisten zum Mars vorgesehen – wobei der Flug pro Person vergleichsweise erschwingliche 200.000 Dollar kosten soll. Ohne Rückfahrschein, versteht sich.

Wahrlich hochfliegende Pläne. Und wieder gibt es jene, die Musk für einen Träumer halten und die über ihn lachen. Aber vielleicht schafft es der Unternehmer mit seinem Marsprojekt, eine ganze Generation zu inspirieren, so wie es das Apollo-Projekt vor sechzig Jahren getan hat. Vielleicht dauert alles länger als geplant. Vielleicht ist eine Kolonisierung des Mars so wenig sinnvoll, wie eine Kolonisierung der Antarktis, wie manche Kritiker betonen. Wenn Starship jedoch zum Erfolg wird wie derzeit die Falcon-Raketen, dann hat dieses neue Raumschiff das Potenzial, die Tür zum Sonnensystem weit aufzustoßen und auch Flüge zu anderen Zielen – zur Venus, zu den Asteroiden, zu den Monden des Jupiter – zu ermöglichen. Dann ist das Jahr 2020 vielleicht wirklich der Beginn eines neuen Weltraumzeitalters.

Bildquelle: SpaceX