Gezeiten haben die Eigendrehung des Erdtrabanten abgebremst
Die Umlaufzeit des Mondes um die Erde ist genauso groß wie die Dauer der Eigendrehung des Mondes. Deshalb sehen wir vom Mond stets ein und dieselbe Seite. Die Rückseite des Mondes ist uns erst durch Aufnahmen unbemannten Sonden und der Apollo-Missionen zugänglich geworden. Ursache dieser im Fachjargon „gebundene Rotation“ genannten Bewegung des Erdtrabanten ist die starke Gezeitenwirkung der Erde auf den Mond. Zwar besitzt der Mond keine Meere und damit auch keine Ebbe und keine Flut. Doch durch die Erdschwerkraft hebt und senkt sich die Mondoberfläche.
Nach der Entstehung des Erdtrabanten vor rund 4,5 Milliarden Jahren waren Umlaufbewegung und Eigendrehung des Mondes zunächst unabhängig voneinander. Doch die Gezeiten haben wie eine Bremse gewirkt und die Eigendrehung des Mondes solange abgebremst, bis die „Gezeitenberg“ an einer Stelle verharrte - und seither zeigt der Mond der Erde entsprechend immer das gleiche Gesicht.
Da die Bahn des Mondes um die Erde nicht exakt kreisförmig, sondern leicht elliptisch ist, verschiebt sich der Blickwinkel auf den Mond allerdings im Verlauf eines Monats doch ein klein wenig. Dadurch können wir von der Erde etwas mehr als die Hälfte, nämlich knapp 59 Prozent der Mondoberfläche sehen. Diese Schwankung bezeichnen Astronomen als „Libration“.
Übrigens bremsen umgekehrt die Gezeitenkräfte des Mondes natürlich auch die Drehung der Erde ab, allerdings erheblich geringer, da die Masse der Erde 81-mal größer ist als die ihres Trabanten. Die Tageslänge auf unserem Planeten nimmt durch die Gezeiten pro Jahrhundert lediglich um zwei tausendstel Sekunden ab. Bis so auch die Erde dem Mond immer dieselbe Seite zuwendet, dauert daher erheblich länger, als unser Sonnensystem überhaupt existieren wird.